Letztes Update: 8. Februar 2024
Sowohl in der Industrie als auch in Wirtschaft, Einzelhandel oder im Privatbereich gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, Licht zu erzeugen. Von riesigen Neon-Leuchtstoffröhren an der Decke mit strahlend hellem Licht bis hin zur dimmbaren Glühbirne gibt es eine Vielfalt an Leuchtmitteln. Das menschliche Auge erkennt nur teilweise, ob ein Licht weißer und kühler oder dezent gelb und dadurch wärmer wirkt. Was bei der Gestaltung von Wohn- und Arbeitsräumen ganz nach Gefühl gestaltet werden kann, muss bei der Herstellung von Produkten durch den Einsatz von Normlicht gezielt ohne Beeinträchtigungen durchgeführt werden.
Warum Normlicht in Handel und Industrie einen Unterschied macht
Innerhalb Deutschlands und auch innerhalb der EU sorgen diverse Normen dafür, dass man sich auf gleichbleibende Standards verlassen kann. Die wohl bekannteste Norm ist die DIN-Norm für Papier. Ein Blatt Papier im Format DIN A4 hat immer exakt die gleiche Größe und passt damit in entsprechend normierte Briefumschläge. Dies spart Zeit und Nerven, da man nicht ständig nach zueinander passenden Blättern, Umschlägen und Druckereinstellungen suchen muss.
Nun gibt es ganze Kataloge mit weiteren Normen, die vom Wasserrohr über technische Bauteile bis hin zu Haushaltsgeräten in bestimmten Eigenschaften zu normierten, also bequem austauschbaren Produkten macht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch bei Glühbirnen, LEDs und anderen Leuchtmitteln sowie der Gesamtheit der Beleuchtung DIN-Normen zur Anwendung kommen.
Architekten, Einrichter aber auch Elektroinstallateure nutzen neben nationalen DIN-Normen noch weitere Regeln und VDE-Vorschriften, um bestimmte Regulierungen einzuhalten. Die grundlegenden Normen zu „Licht und Beleuchtung“ werden in der DIN EN 12665:2018-08 geregelt und alle fünf Jahre aktualisiert.
Das sogenannte Normlicht ist nun beispielsweise in der Industrie wichtig, da ein und dasselbe Produkt unter drei verschiedenen Lampen vollkommen anders wirken kann. Hier kann eine gelbe Flasche unter einer gewöhnlichen Glühbirne fast orange aussehen, während sie unter einer bestimmten Leuchtstoffröhre dunkelgelb aussieht.
Nur unter der Beleuchtung eines Normlichtes zeigt sich der tatsächliche Gelbton, den der Kunde später im Handel wahrnimmt – immer davon abhängig, wie das Produkt wiederum im Einzelhandel oder anderswo beleuchtet wird. Profis arbeiten hier schon bei der Produktentwicklung mit Lichtkabinen, in denen gezielt die Wirkung der verwendeten Farben unter Normlicht betrachtet wird. Eine Tabelle der Lichtarten gibt anschaulich Auskunft darüber, welche Farbtemperaturen unterschiedliche Leuchtmittel besitzen und in welchen Bereichen sie verwendet werden.
Hinter der Wirkung von Licht steckt die Metamerie
Um die Bedeutung von Licht auf Farbe in verschiedenen Einsatzgebieten besser zu verstehen, muss man sich mit der Metamerie befassen. Sowohl Maler als auch Architekten und Designer wissen, dass er Einfluss von Licht bei der Wahrnehmung von Farben enorm wichtig ist. Doch dieser Effekt kann noch viel weiter gehen:
Metamerie bedeutet im Prinzip, dass scheinbar identische Farben unter anderem Licht unterschiedlich aussehen. Viele werden diesen Effekt kennen, wenn man beispielsweise ein Kleidungsstück in einer Boutique anprobiert hat. Daheim im Schlaf- oder Badezimmer wirken die Farben dann aber plötzlich vollkommen anders. Die Farbe ist absolut identisch geblieben, lediglich die Beleuchtung hat sich verändert. Durch die Verwendung verschiedener Verbindungen, um einen bestimmten Farbton zu erhalten, sind die Farben nur bedingt gleich – das bedeutet, dass sie unter einer Lichtart gleich aussehen, sich unter anderen aber unterscheiden können.
Licht ist elektromagnetische Strahlung, wobei die Strahlen unterschiedliche Wellenlängen besitzen. Je nachdem, welche Art der Strahlung das Leuchtmittel abwirft, wird dieses dann von den Objekten, auf die der Strahl auftrifft, unterschiedlich reflektiert. Materialien mit Struktur haben beispielsweise eine größere Oberfläche als glatte Flächen, wodurch mehr Licht reflektiert wird, was die gleiche verwendete Farbe heller erscheinen lässt.
Stellt nun beispielsweise die Industrie ein Teil aus Kunststoff her, muss die Wirkung der Farbe unter verschiedenen Beleuchtungen im Vorfeld getestet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass keine Metamerie entsteht, und im Endprodukt unter einem bestimmten Licht plötzlich die Einzelteile, die von verschiedenen Herstellern bzw. Lieferanten stammen können, unterschiedlich aussehen.
Um Metamerie zu entdecken, werden im professionellen Bereich zwei Produkte oder auch Farbproben unter drei unterschiedlichen Lichtarten betrachtet. Meist werden hier nördliches Tageslicht (Normlicht D65), Glühlampe (A) und Leuchtstofflampen (TL84) genutzt. Doch damit sie von vorneherein vermieden wird, müssen die verwendeten Farbstoffe exakt angeglichen werden.
In folgenden Branchen und Bereichen kommt Normlicht zum Einsatz
Viele Branchen und Industriezweige wollen bzw. müssen Überraschungen bei der Farbwirkung im Vorfeld vermeiden. Diese Branchen nutzen besonders häufig Verfahren zur visuellen Beurteilung von Werkstoffen:
- Textilindustrie
- Lederverarbeitung
- Keramikindustrie
- Automobilindustrie
- Möbelindustrie
- Pharmahersteller
- Chemieindustrie
- Kunststoffindustrie
- Lebensmittelindustrie
- Farbhersteller
- Verpackungsindustrie
- Papierindustrie
All diese Branchen nutzen Normlicht und Verfahren zur Kontrolle der Farbwirkung. Ob rosafarbener Erdbeerjoghurt, rotes Auto oder pinkfarbene Tablette – die Produkte sollen alle am Markt gleich aussehen.
Licht und Beleuchtung wird vom Handel ebenfalls gezielt eingesetzt, um Produkte und Waren ansprechend zu präsentieren. So arbeitet der Lebensmitteleinzelhandel in der Obst- und Gemüseabteilung mit anderem Licht, als in Kühlschränken und Kühltruhen. Eine Modeboutique ist anders ausgeleuchtet als ein Autohaus. Auch in Arztpraxen erzeugt beispielsweise ein kühles Licht kombiniert mit weißer Farbe sofort den Eindruck von Hygiene und Sterilität. Was uns beim Arzt gut gefällt, würden wir in einem Restaurant vollkommen anders aufnehmen. Rund um Speisen und Getränke darf es sauber, frisch oder eben gemütlich und wohnlich sein.
Mit Licht und Beleuchtung lassen sich aber nicht nur bestimmte Effekte im beruflichen Bereich und im Handel erzeugen. Gezielt eingesetzt kann eine helle Beleuchtung am Arbeitsplatz sinnvoll sein, während man in Wohnräumen beispielsweise indirekte Beleuchtung eher als wohnlich empfindet.
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